Baustellenkamera demontiert! Das Tagebuch einer Baustellenkamera (4)
February 28, 2023
Aus unserem Archiv – Die panTerra GmbH in den BDB Nachrichten

Aus der Fachzeitschrift für Architekten und Ingenieure (BDB Nachrichten JOURNAL 2/2004) , erschienen 2004
Über die Anfänge der panTerra GmbH
Die Firma panTerra war schon immer Vorreiter in Qualität und Entwicklung Ihrer Zeitraffer-Kamerasysteme, hier ein Artikel aus unserem Archiv (2004):
Baudokumentation im Zeitraffer
Die MEAG MUNICH ERGO AssetManagement GmbH wollte zusammen mit der Münchener Rück AG die Entstehung des Bürogebäudes an der Schenkendorfstraße mit einer Zeitrafferfilmproduktion dokumentieren. Der Film sollte später zur Unterstützung der internationalen Messepräsenzen der beiden Unternehmen herangezogen werden können. Außerdem sollten Preview-Versionen noch während der Bauzeit für Zwischenpräsentationen, wie z. B. der groß angelegten Feierlichkeit zum Richtfest, bereitgestellt werden können. Für diese Aufgabe wurde der auf Baudokumentationen spezialisierte Dienstleister panTerra.tv aus München beauftragt.
Da eine Outdoor-WebCam für die Internetpräsenz des Bauprojektes bereits im Einsatz war, wurde überprüft, ob die gespeicherten Bilder der WebCam sich für eine derartige Anforderung zu einem Zeitrafferfilm eigneten. „Diese WebCams – erklärt Andreas Stigler, technischer Leiter von panTerra.tv – sind besonders für Livestreamingevents geeignet, da sie bis zu 25 Bilder pro Sekunde in das Internet versenden können – gerade diese Funktion wird allerdings bei der Baudokumentation kaum benötigt. Außerdem geht diese Eigenschaft stark zu Lasten der Bildauflösung, was sich gerade bei feingezeichneten Details im Bild wie z. B. Baukräne oder bei den Stahlflechterarbeiten ungünstig auswirkt. Je schneller eine Kamera die Bilder verarbeiten muss, desto größer sind die einzelnen „Rezeptoren“ des Aufnahmechips – was jedoch das Bild insgesamt vergröbert und verpixelt.
Bei einer Baustelle herrschen zudem oft schwierigste Lichtsituationen wie z. B. starke Schlagschatten oder überstrahlte Betonflächen, was die Anforderung an die eingesetzte Kameratechnik nochmals hebt“. Die Verwendung der WebCam als Bilderlieferant für den Zeitrafferfilm wurde somit verworfen. Da der neue Kamerastandort auf den Baucontainern der Oberbauleitung vorgegeben war, musste auf eine extrem weitwinklige Kamera zurückgegriffen werden. Die starke Weitwinkelanforderung war auch Grund dafür, weshalb eine Kamera mit Digitaltechnik nicht verwendet werden konnte. „Wir hätten am liebsten mit einer Digitalkamera gearbeitet, aber keine der in Frage kommenden Kameras konnte damals eine Bilderdiagonale von 120° auflösen“ berichtet Michal Dehner, CEO von panTerra.tv.“ So haben wir uns entschlossen mit analoger 35 mm Filmtechnik zu arbeiten und die Einzelbilder nach der Entwicklung mit Hilfe eines Rollenscanners zu digitalisieren“.
Die Kamera wurde von einem Computer zeitgesteuert, so dass einerseits kontinuierlich der Bauverlauf dokumentiert wurde, andererseits aber kurzweiligere Ereignisse, wie z. B. das Drehen der Kräne, Zeitrafferwolkenhimmel oder einfach nur das Baustellentreiben für die spätere Filmproduktion eingefangen werden konnte. Insgesamt wurden mehrere hundert Meter Film entwickelt, digitalisiert und der Postproduktion zugeführt. Wenn die Bilder einfach hintereinander mit 25 Bilder pro Sekunde abgespielt würden, ergäbe sich für den Betrachter ein äußerst unruhiger Zeitrafferfilm. Dies ist vor allem durch die ständig unterschiedlichen Licht- und Wettersituationen bedingt. Der Film würde ständig hell-dunkel flackern, was für das Auge sehr unangenehm wirkt (Stroboskopeffekt).
Dieser Effekt wurde in der digitalen Postproduktion bei panTerra.tv mittels aufwändigen Tonwertkorrekturen sowie zusätzlichen Farbkorrekturen vollständig ausgeglichen. Darüber hinaus werden in der Postproduktion die unterschiedlichsten Ereignisse auf eine Filmebene gebracht. „Man muss sich das so vorstellen“ erläutert Stigler: „Das Entstehen eines Hochhauses dauert 28 Monate, ein schöner Zeitrafferwolkenhimmel entsteht innerhalb von 5 Stunden, das Entladen eines LKW´s dauert 1 Stunde, das Drehen eines Krans nur 10 Minuten – in einem Zeitrafferfilm mit einer Spielzeit von ca. vier Minuten würde man von den wichtigen Details nichts mehr erkennen, das Auge könnte die einzelnen Aktionen unmöglich wahrnehmen, was zu einem Zeitrafferfilm geführt hätte, der uns nicht lebendig genug gewesen wäre.
Das war der Grund, weshalb wir in der Postproduktion auf insgesamt 135 verschiedenen Zeitachsenebenen (jedem einzelnen zeitlich unterschiedlichen Ereignis wird eine eigene Bearbeitungsebene zugewiesen) die einzelnen Aktionen bearbeitet haben“. Im Detail werden in den entsprechenden Filmsequenzen die jeweiligen Aktionen vom Bildhintergrund extrahiert, um dann später im Gesamtprojekt als eigene Zeitachsenebene wieder eingebaut zu werden. „Die von uns entwickelte Technik ist sehr aufwändig und nur mit spezieller Software überhaupt möglich. Das Gesamtergebnis lässt sich dafür sehen und rechtfertigt auf alle Fälle den Aufwand“ (DEHNER). „Für uns war diese Filmproduktion überdies das Sprungbrett zu weiteren Aufträgen, wie z. B. für die Allianz Versicherungs AG mit dem neuen Münchner Fußballstadion, der Allianz- Arena, oder der BMW AG mit der BMWWelt.
Bei diesen Referenzaufträgen arbeiten wir mittlerweile vollständig digital und können daher mit Hilfe von zusätzlichen eigenen technischen Entwicklungen Baudokumentationsfilme anbieten, die schon heute den neuen highend Filmstandard HDTV (High Definition TeleVision) erfüllen“. Diese hochauflösende Fernsehnorm wird in Deutschland bis zur Fußball-WM 2006 eingeführt. Ein wichtiger Grund dafür, heute beginnende Großbaustellen mit einer Bauzeit von mehreren Jahren mit dem Fernsehstandard von morgen zu dokumentieren. „Dank eines mittlerweile durchgängig digitalen Workflows sowie des hohen Spezialisierungsgrades unseres Unternehmens können wir die Produktionskosten für eine hochauflösende Zeitrafferdokumentation sehr niedrig halten.
Diesen Vorteil geben wir gerne an unsere Kunden weiter“ (DEHNER). Die Zeitrafferdokumentation wird erstmalig am Stand der MEAG MUNICH ERGO AssetManagement GmbH auf der EXPOREAL 2004 in München zu sehen sein. „Für das entgegengebrachte Vertrauen der MEAG MUNICH ERGO AssetManagement GmbH, mit uns neue technische Wege im Bereich der Baudokumentation zu gehen, möchten wir uns nochmals bedanken” (DEHNER, STIGLER).
Artikel: BDB-NACHRICHTEN JOURNAL (Fachzeitschrift für Architekten und Ingenieure)